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KATHRIN WEßLING

Bearbeitung Daniel Wahl

 

Theater Freiburg

 

Regie Daniel Wahl

Raum und Kostüme Viva Schudt

Musik Malte Preuß

 

Es spielen: Charlotte Müller, Nicole Reizenstein, Malte Preuß

 

 

Willkommen in der Psychiatrie


Daniel Wahl hat fürs Stadttheater Freiburg Kathrin Weßlings Buch "Drüberleben" auf der Bertoldstraße inszeniert.


Daniel Wahl hat fürs Stadttheater Freiburg Kathrin Weßlings Buch "Drüberleben" auf der Bertoldstraße inszeniert. Menschen kommen von der Arbeit, vom Einkauf, manche bummeln zu zwei oder alleine, andere sind in Eile, sie telefonieren, tragen Taschen, hören Musik. Unter sie haben sich drei Schauspieler gemischt: Charlotte Müller, Nicole Reitzenstein und Malte Preuß. Alle drei spielen sie Ida, spielen ihre Therapeuten, spielen auch die anderen Patienten. Die Rollen wechseln ständig, zudem sind die Schauspieler permanent in Bewegung. Der Zuschauer hinter seiner Glasscheibe hat zu tun, die in den Werkraum übertragenen Stimmen den Darstellern zuzuordnen, die sich da draußen auf dem Gehweg, im Gleisbett der Straßenbahn, sogar in den gegenüberliegenden Häusern bewegen und Idas Geschichte erzählen. Wahl plakatiert Gegensätze: Die von den Schauspielern artikulierte Antriebslosigkeit Idas, ihre Angst, unter Leute zu gehen werden durch die Szenerie im öffentlichen Raum Bertoldstraße ad absurdum geführt. Eine andere Angst der Erkrankten, nämlich von der Gesellschaft gemieden, stigmatisiert zu werden, wird auf fast unheimlich Art und Weise sichtbar gemacht: Fast alle Passanten reagieren verunsichert auf die Schauspieler. Vor allem das Mauskostüm irritiert die Passanten; sie gehen ihm aus dem Weg, nehmen vor lauter Verlegenheit das Mobiltelefon ans Ohr; nur eine Frau lässt es zu, dass die Maus ganz kurz ihren Kopf an ihre Schulter lehnt.

Im Leben von Depressiven ist nichts mehr "normal". Sie sind raus aus der Gesellschaft, in der jedes Mitglied gefälligst dafür zu sorgen hat, dass es glücklich ist. Der Theaterzuschauer hat es an diesem Abend gut – auf den ersten Blick. Er hört einen klugen, dichten Text, die reflektierten Schilderungen einer jungen Frau, die es irgendwie schafft, zu überleben: drüberzuleben eben. Hinter schützenden Glasscheiben kann er beobachten und beurteilen, was die Gesellschaft mit jemanden macht, der das Leben schier nicht aushält. Noch ist er Zuschauer, durch Glas geschützt. Doch gleich muss er raus in die Welt – und teilt vielleicht die Straßenbahn mit einer Ida, die gerade dort eingestiegen ist. Viel Applaus für eine kluge, innovative Regie und eine engagierte Ensembleleistung. 
Badische Zeitung

DRÜBERLEBEN

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